Weltklasse auf einem Rad - Celina Ritter aus Falkensee hat bei der Einrad-WM in den USA die Bronzemedaille gewonnen
MAZ – Dienstag, 27. August 2024
Elegante Bewegungen, Sprünge und knapp hundert Umdrehungen in drei Minuten. Mit ihrer Kür hat Celina Ritter aus Falkensee Weltklasse bewiesen. Die 16-Jährige hat sich bei den Weltmeisterschaften in den USA die Bronzemedaille ertanzt. Und das ohne festen Boden unter den Füßen.
Möglich gemacht hat es ihre große Leidenschaft: das Tanzen auf dem Einrad. „Das ist meine ganze Lebensfreude. Ich liebe es, zu tanzen und das mit dem Einrad zu kombinieren“, so Celina Ritter.
Als sechsjähriges Mädchen bekam sie ihr erstes Einrad, die große Schwester war ihr Vorbild. Doch mit den Jahren zeigte sich, dass sie über sich hinauswuchs, besser und besser wurde. „Es gibt sehr viele Tricks. Man kam immer mehr lernen, es wird nie langweilig“, sagt sie.
So sei sie beim Falkenseer Sportverein TSV gelandet, bei dem heute circa 60 Einradfahrerinnen und Einradfahrer trainieren. Von Schulanfängern bis hin zu 60-Jährigen. Nur einige davon fahren wie Celina Ritter auch zu Meisterschaften. „Wir sind nur eine kleine Community“, sagt sie.
Wenn Celina Ritter gerade nicht trainiert – vor den Weltmeisterschaften trainierte sie immerhin fünfmal in der Woche – schaut sie sich Videos von anderen Küren an, auf der Suche nach Tricks, die sie als Nächstes lernen kann. Allen voran von ihren japanischen Vorbildern.
In ihren Küren fokussiert sie sich auf tänzerische Eleganz, Pirouettendrehen und Bewegungen zur Musik, die dem Eiskunstlauf ähneln – nur eben auf dem Einrad. Andere Einradfahrer punkten mit einer Vielzahl an Tricks, fahren kopfüber auf den Händen, überzeugen mit ausgefallener Technik. „Es gibt so viele verrückte Sachen auf dem Einrad, da sitzt man definitiv nicht immer mit dem Po auf dem Sattel“, ergänzt ihre Mutter Jana Ritter. Und es gibt sogar weitere Sportarten auf dem Einrad – vom Marathonlauf über Weitsprung bis hin zu Basketball.
Jana Ritter unterstützt ihre Tochter als Mutter, aber auch als Trainerin beim TSV. Dennoch waren es erst ihre Kinder, die sie vom Einrad überzeugt haben. Dass die beiden als Team gut funktionieren, konnten sie bei der WM in der Kleinstadt Bemidji im Norden der USA im Juli 2024 unter Beweis stellen.
Als deutsche Vizemeisterin 2023 hatte sie sich für einen Startplatz bei der Unicon, der Einrad-Weltmeisterschaft, qualifiziert. Die große Chance, ihre Kür auf internationaler Ebene zu präsentieren. In ihrer Altersklasse konnte sie sich letztlich durchsetzen und die Bronzemedaille sichern.
„Ich war sehr aufgeregt, auch weil wir uns die Konkurrenz vorher angucken mussten“, sagt Celina Ritter. Letztlich fuhr sie ihre Kür fehlerfrei. Ihr weißes Kostüm, von ihrer Mutter selbst genäht, unterstrich das träumerische Thema ihrer Kür. „Währenddessen hört man nur die Musik. Ich hab versucht, das zu genießen. Danach ist Anspannung abgefallen, es kam der Moment der Erleichterung“, erzählt sie.
Jetzt steht für die 16-Jährige das Abitur an. Eine Karriere als Einradfahrerin scheint ausgeschlossen – dafür sei der Sport zu klein, gerade auch in Ostdeutschland. „Hier gibt es keinen Trainer, der Celina noch Tricks beibringen kann“, sagt Jana Ritter.
Die Mutter und TSV-Trainerin bemängelt, dass es nicht genügend Hallen in der Umgebung gibt, um alle Sportarten zu fördern. Gerade im Winter, wenn auch die Fußballclubs in den Hallen trainieren, seien die Trainingszeiten eingeschränkt. Umso dankbarer ist sie für die Unterstützung und die Möglichkeiten, die ihnen die beiden Vereine TSV und der Spandauer VfV bieten. Ihre Leidenschaft wird Celina Ritter deshalb nicht verlieren. Sie will weiter dazu beitragen, den tänzerischen Stil auf dem Einrad in Deutschland mehr zu verbreiten – und ist schon jetzt als Assistenztrainerin
aktiv.
von Charleen Effenberger