Mitteldeutsche Meisterschaften 2025

Ringen auf höchstem Niveau und das in Falkensee!

Falkensee im Ausnahmezustand: Ringkampf-Elite zu Gast beim TSV

Mit großer Vorfreude blickte der TSV Falkensee den Mitteldeutschen Meisterschaften im Freistilringen der Altersklassen U10 und U12 entgegen. Erstmals durfte der Verein dieses hochklassige Turnier ausrichten und die Dimensionen waren beeindruckend: 223 Nachwuchssportler aus 45 Vereinen und zehn Bundesländern reisten aus allen Himmelsrichtungen in die Gartenstadt, um sich auf fünf Matten mit den Besten ihrer Altersklassen zu messen.

Im Vorfeld liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Matten wurden gelegt, Listen gedruckt, Helfer koordiniert und als die ersten Teams am Samstag eintrafen, lag spürbare Spannung in der Luft. In der Stadthalle Falkensee wimmelte es von aufgeregten jungen Athletinnen und Athleten, die zum ersten Mal eines der höchsten Meisterschaftsturniere ihrer Altersklasse spürten, mittendrin ein erfahrener und drei jüngere Starter des gastgebenden TSV Falkensee.

Jan Kahrl: Lehrreiches Debüt in starker Konkurrenz

Den Anfang für den TSV Falkensee machte Jan Kahrl, der in der Altersklasse U12 im 35-Kilo-Limit auf die Matte trat. Gleich zu Beginn des Turniers wurde er auf eine harte Probe gestellt. Sein erster Gegner, körperlich deutlich robuster und kampferprobt, kam aus Sachsen und bestimmte früh das Tempo. Jan fand zunächst nicht richtig in seine gewohnte Fassart und musste sich dem Stil des Gegners anpassen. Es entwickelte sich ein enger Schlagabtausch, bei dem sich beide Ringer mehrfach auf den Knien wiederfanden, eng umeinander verschlungen und stets auf der Suche nach der besseren Position. Doch als Jan nach einer dieser intensiven Phasen aus dem Boden hochkam, verließ ihn kurz die Kraft, ein Moment, den sein Kontrahent eiskalt nutzte. Mit einem schnellen Angriff überraschte er Jan und zwang ihn auf die Schultern. Kein Entkommen, das frühe Aus im Auftaktkampf.

Im zweiten Duell präsentierte sich Jan deutlich gefasster. Er rang klüger, versuchte seinen eigenen Stil durchzusetzen und ließ sich nicht mehr vom Gegner leiten. Die Strategie schien zunächst aufzugehen. Jan agierte kontrolliert, stand stabil und zwang den Gegner zur Reaktion. Doch dieser erkannte die neue Lage und passte sich an: aus kniender Position lauerte er auf Jans Vorwärtsdrang. Als dieser den Abstand verkürzen wollte, schnappte die Falle zu. Der Gegner tauchte blitzschnell in Jans Beine ein und riss ihn zu Boden. Von da an lief Jan einem Rückstand hinterher. In dem Versuch, das Blatt noch zu wenden, wurde er zunehmend offensiver und dafür mit weiteren Wertungen bestraft. Am Ende blieb ein ernüchterndes Turnieraus. Doch der junge Falkenseer hat wertvolle Erfahrung gesammelt und wird im nächsten Jahr umso entschlossener zurückkehren.

Paul Hagen: Lernkurve im freien Stil

Für Paul Hagen war es das erste große Turnier im freien Stil und eine echte Standortbestimmung. In der Altersklasse U10 bis 32 Kilogramm startete er mit klarem Ziel: endlich die im Training erarbeiteten Beinangriffe erfolgreich auf der Matte umzusetzen.

Mit Entschlossenheit ging Paul in seinen ersten Kampf. Er wollte ein Zeichen setzen, wirkte fokussiert und ging mutig in die Offensive. Doch der überhastete Angriff bot seinem erfahrenen Gegner die Chance zum Konter. Dieser nutzte sie, übernahm die Kontrolle und brachte Paul in die Bodenlage. Dort hielt Pauls Verteidigung an den Armen noch stand, doch sein Gegner hatte andere Pläne: Mit einem schnellen Übergang an die Beine setzte er zur Spindel an, verschränkte Pauls Beine geschickt und rollte ihn mehrfach durch. Paul kämpfte, doch das technische Übergewicht war nicht mehr aufzuholen. Punktniederlage.

Im zweiten Kampf hingegen ging Paul klüger an die Sache heran. Die Fehler aus dem Auftaktduell hatte er verarbeitet, nun trat er überlegter auf. Er kontrollierte seinen Gegner mit Gelassenheit, zwang ihm seinen eigenen Kampfstil auf und bestimmte lange das Geschehen in der Mitte der Matte. Als sich schließlich die ersehnte Lücke auftat, zögerte Paul nicht: Mit einem explosiven Sprung griff er nach dem rechten Bein des Gegners, stemmte sich kraftvoll vorwärts und wollte den Angriff vollenden.

Doch auch sein Kontrahent reagierte routiniert. Er stabilisierte seine Position, nahm die richtige Haltung zur Abwehr ein und machte es Paul schwer, den Angriff durchzubringen. Beide rangen nun eng umschlungen, Kopf an Kopf, um die Vorherrschaft in dieser heiklen Situation. Am Ende hatte Paul knapp das Nachsehen. Sein Gegner konnte ihn überlaufen und drehte ihn in die gefährliche Lage. Schultersieg gegen Paul.

Ein bitteres Ende für ein engagiertes Turnier. Noch stand Paul die Nervosität im Weg. Doch seine Entwicklung ist klar zu erkennen. Mit Platz zehn nimmt er wertvolle Erfahrung mit und wird beim nächsten Mal wieder angreifen.

Friedrich Freuer: Starke Angriffe, wichtige Lektionen

In der Altersklasse U10 bis 38 Kilogramm betrat Friedrich Freuer die Matte für den TSV Falkensee. Schon beim Aufwärmen war ihm die Nervosität anzumerken, doch mit dem Startpfiff war sie wie weggeblasen. Friedrich hatte einen Plan. Im Duell gegen einen Kontrahenten aus dem eigenen Bundesland sicherte er sich entschlossen die Fassart und dirigierte seinen Gegner souverän über die Matte. Nach rund zwanzig Sekunden war der Moment gekommen: Friedrich tauchte blitzschnell ab, griff doppelt in die Beine und hob seinen Gegner aus. Der Wurf saß. Doch Friedrich wollte zu viel. In der Hektik verlor er kurz die Kontrolle und geriet selbst in Bedrängnis, konnte sich aber mit viel Geschick aus der gefährlichen Lage befreien. Kurz darauf gelang ihm das gleiche Manöver erneut, diesmal mit mehr Ruhe und er schulterte seinen Gegner sicher.

Der zweite Kampf begann mit einem Schockmoment. Friedrich trat zu selbstsicher auf, sein Gegner ließ sich nicht lange bitten, sprang sofort bei Kampfbeginn in Friedrichs Beine, hob ihn aus und schulterte ihn direkt. Ein klarer Dämpfer und eine Lehre, die saß.

Doch Friedrich ließ sich nicht entmutigen. Nach intensiver Analyse in der Pause stand er im dritten Kampf wieder auf der Matte. Sein neuer Gegner griff ebenfalls direkt an, doch Friedrich hatte aufgepasst: Er kippte den Angriff ab, brachte seinen Gegner selbst auf die Schultern und punktete zusätzlich mit einer sauberen Bodentechnik. Mit einer 6:0-Führung sah alles gut aus. Doch sein Kontrahent gab nicht auf, stellte seine Angriffe um und nutzte seine kleinere Körpergröße klug aus. Friedrich fand keine Antwort, verlor Punkt um Punkt und wurde schließlich nach einem Konter geschultert. Schade!

Im vierten und letzten Kampf zeigte Friedrich noch einmal sein offensives Können, ging mit einem Beinangriff in Führung, patzte jedoch erneut in der Abwehr und wurde auch hier geschultert. Am Ende stand Platz sieben von zwölf auf dem Papier. Ein beachtliches Ergebnis bei diesem Niveau. Friedrich überzeugte mit seinen Angriffen, nun gilt es, die Defensive weiter zu stärken. Die Motivation dafür bringt er definitiv mit zurück ins Training.

Ole Franz: Doppelmeister nach perfektem Turnier

In der Altersklasse U12 bis 61 Kilogramm trat Ole Franz mit einer klaren Mission an: Er wollte nach seinem Titelgewinn im griechisch-römischen Stil auch im Freistil ganz oben auf dem Podest stehen. Ein seltenes Doppel, das ihm in diesem Jahr gelingen sollte.

Bereits im ersten Kampf machte Ole keinen Hehl aus seinen Ambitionen. Er analysierte seinen Gegner aufmerksam, erkannte eine Lücke in der Kampfstellung und griff entschlossen zum Knöchelgriff. Mit gezieltem Druck und anschließendem Zug brachte er seinen Gegner zu Boden, setzte zur Spindel an und drehte ihn drei Mal durch. Ein dominanter und technisch starker Auftakt. Der Sieg war ihm nach kürzester Zeit sicher.

Auch im zweiten Duell ließ Ole nichts anbrennen. Routiniert sicherte er sich die Fassart, setzte mit einem kraftvollen Wurf nach und hatte seinen Gegner binnen 30 Sekunden auf die Schultern. Zwei Kämpfe, zwei Schultersiege. Das Finale war erreicht.

Im Endkampf stand ihm ein unbekannter, kräftigerer Gegner gegenüber. Von Beginn an entwickelte sich ein zäher, ausgeglichener Kampf auf hohem Niveau. Ole hatte die bessere Kampfstellung und bestimmte die Richtung, doch sein Gegner lauerte auf jede Unachtsamkeit, um mit einem schnellen Schulterwurf zu kontern. Es blieb spannend: Ole sammelte erste Punkte, musste aber auch ein paar abgeben. In der Pause folgte ein taktischer Hinweis vom Trainer und Ole setzte ihn sofort um. Er nutzte die enge Position, schlüpfte unter dem Arm seines Gegners hindurch und brachte ihn mit einem Wurf über die Brust in die gefährliche Lage. Die entscheidenden Punkte waren gefallen.

Mit einem klaren Vorsprung von 12:3 verteidigte Ole seine Führung souverän bis zum Schlussgong. Der Jubel in der Halle war riesig. Mit seinem zweiten mitteldeutschen Meistertitel krönte Ole nicht nur sich selbst, sondern schrieb auch ein weiteres Kapitel Vereinsgeschichte.

Erfahrung, Motivation und ein historischer Triumph

Für den TSV Falkensee war die Ausrichtung der Mitteldeutschen Meisterschaften im Freistilringen nicht nur organisatorisch ein voller Erfolg, sondern auch sportlich ein bedeutsames Kapitel. Die jungen Athleten sammelten wertvolle Wettkampferfahrung, stellten sich der starken Konkurrenz aus dem gesamten Bundesgebiet und zeigten Herz, Mut und Entwicklungspotenzial.

Mit einem starken Teamgeist und lautstarker Unterstützung von der Matte begleiteten die Vereinskameraden jeden Kampf mit voller Aufmerksamkeit. Auch wenn nicht jeder Griff zum Sieg führte, so war der Lerneffekt enorm und die Motivation, im kommenden Jahr noch besser vorbereitet anzugreifen, ist geweckt.

Der krönende Moment dieses Wochenendes bleibt jedoch Ole Franz vorbehalten. Mit seinem Titelgewinn im Freistil ergänzt er seinen bereits errungenen Titel im griechisch-römischen Stil. Ein historischer Doppelerfolg, der nicht nur ihn selbst, sondern den gesamten Verein mit Stolz erfüllt.

Ingo Köhler

Fotos: Thomas Schumann – TSV Falkensee e.V.