Zum WM-Turnier über den großen Teich
Ein Cheerleading-Team des TSV Falkensee hat sich bei einem Wettbewerb in Bottrop sensationell für zwei der bedeutendsten Wettbewerbe des Sports in Lissabon und Orlando qualifiziert
„Cheerleading Worlds Orlando“: Dieses Turnier in Florida ist das, was Wimbledon für den Tennissport oder die Tour de France für Radrennfahrer bedeutet. Der bedeutendste Wettbewerb im Cheerleading-Sport überhaupt, das Ziel aller Träume.
Für die CrushCats, ein Team vom Cheer Pack, dem Cheerleading-Team des TSV Falkensee, ist dieser Traum wahr geworden. Bei einem Qualifikationsturnier in Bottrop gelang den 24 Sportlerinnen das, was man getrost als Sensation bezeichnen kann.
Ticket zur Club-WM in den USA
Sie erreichten von 21 teilnehmenden Teams die höchste Punktzahl und lösten damit nicht nur das Ticket zur Club-WM Anfang Mai 2026 in den USA.
Gleichzeitig qualifizierten sie sich für die European Summit Championship in Lissabon, wo im Juni die besten europäischen Cheerleading-Teams gegeneinander antreten.
Wenn Trainerin Juliana Hoch und die Betreuerinnen Antje Nemitz und Maike Wenske sich das Video des preisgekrönten Auftritts ansehen, der Ende Mai im Ruhrgebiet stattfand, schütteln sie immer noch ungläubig den Kopf.
„Das war so ein Knall, dass wir das bis heute noch nicht verstanden haben“, sagt Antje Nemitz, deren Tochter bei den CrushCats mitmacht. „Es ist der Wahnsinn.“ Dazu muss man wissen, dass die Mädchen, die zwischen zwölf und 15 Jahre alt sind, in Bottrop alles andere als Favoriten waren.
Die Top-Teams großer Vereine, die in eigenen Hallen trainieren und zum Teil von Profis gecoacht werden, würden das Rennen unter sich ausmachen. Dachten alle.
Und dann kamen die Falkenseer Mädels auf die Bühne. Freizeit-Sportlerinnen, die sich die Halle mit anderen teilen müssen, deren Betreuer und Trainer ausschließlich ehrenamtlich tätig sind, die erst sechs Wochen zuvor zu einem Team zusammengestellt worden waren.


Mehr als nur Halbzeitfüller von Basketball- oder Footballspielen
Und was machten sie? Sie legten eine zweieinhalbminütige Show aufs Parkett, die alle anderen Auftritte in den Schatten stellte.
Wer mit dem Sport nicht so vertraut ist, dem sei gesagt, dass Cheerleading nichts mit den puschelschwingenden Auftritten zu tun hat, die man als Halbzeitfüller von Basketball- oder Footballspielen kennt.
„Cheerleading ist ein eigenständiger Sport“, sagt Trainerin Juliana Hoch, die mit mehr als einem Dutzend weiteren Trainern sowie etlichen Betreuern für über 200 Aktive beim TSV Falkensee zuständig ist. Mit 13 fing die heute 40-Jährige bei den Spandau Bulldogs als Cheerleader an – und ist dem Sport bis heute verfallen.
„Die Mischung aus Turnen, Tanz und Akrobatik macht den Sport so besonders“, sagt sie. Es reiche eben nicht, Flickflacks oder Salti auf die Bühne zu bringen. Dazu kämen sogenannte Stunts, also Hebe- und Akrobatikfiguren. Und das alles müsse zu einer passenden Musik choreografiert werden.
Sechs Wochen lang hatte das Falkenseer Siegerteam an seinem Auftritt gefeilt. Für die beiden Mega-Wettbewerbe im kommenden Frühjahr reicht das nicht. „Wir werden nach den Sommerferien gezielt mit der Vorbereitung beginnen“, sagt Juliana Hoch.
Mindestens ebenso anspruchsvoll wie das Training dürfte die organisatorische Vorbereitung werden. Die Reise nach Lissabon wäre schon herausfordernd genug. Aber der Sprung über den großen Teich ist noch eine Nummer größer.
Enormer organisatorischer Aufwand für das Team
Unterkünfte müssen reserviert, Visa beantragt, Flüge gebucht werden. Und dann ist die Finanzierung zu klären. „Wir kriegen das schon hin“, sagt Antje Nemitz.
Ohne Eigenbeitrag der Eltern wird es nicht gehen. Außerdem wird geprüft, ob es eine Förderung gibt, was der Verein beitragen kann und ob Sponsoren bereit sind, zu unterstützen.
Und was, wenn man diesen ganzen Aufwand nicht schafft? „Die Teilnahme an den Wettkämpfen abzusagen, ist keine Option“, stellt Antje Nemitz klar. „Die Qualifikation war der größte Moment in der Vereinsgeschichte überhaupt. Wir würden es uns nie verzeihen, diese Chance nicht zu ergreifen.“
Quelle: https://epaper.maz-online.de/epaper/der-havellaender-2025-07-26-epa-129782/?page=p1693611&interactivelayer=8209393